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Aktualisiert am 17.02.2021
Zusammenfassung des Beitrags:
Im Zuge der Veränderung des generischen Maskulinums hinzu genderneutralen Ausdrucksweisen stellt sich in der Suchmaschinenoptimierung die Frage, ob ein inklusives Schriftbild in crawlbaren Inhalten ein Nachteil für die Auffindbarkeit in Suchmaschinen darstellt. Leider müssen wir hier die Antwort bejahen, denn Googles Algorithmus verhält sich immer noch wie ein alter, weißer Mann aus den US-amerikanischen Südstaaten. Wir zeigen dir in diesem Beitrag Möglichkeiten auf, wie du gendersensibel Inhalte aufbereitest und die Schwäche der Algorithmen umgehen kannst. Falls du es eilig hast, kannst du hier direkt zu den 5 Tipps zu Gendern im SEO springen.
Inhaltsverzeichnis
1. Gendern und SEO: Wo liegt das Problem?
2. 5 Tipps fürs Gendern im SEO
2.1. Qualitative und vollumfängliche Inhalte für UserInnen
2.2. Themenbereich in den Vordergrund stellen
2.3. Genderneutrale Ausdrucksweisen wählen
2.4. Symmetrische Geschlechtertrennung
2.5. Übermäßige Zeichensetzung vermeiden
3. Wie sieht die Zukunft im gendergerechten SEO aus?
AutorIn

Alex Rasper
Alex ist seit 2010 im Online Marketing tätig und beschäftigt sich viel mit dem Einfluss sprachlicher Änderungen und den damit zusammenhängenden Lernprozessen von Suchmaschinenalgorithmen.
Gendern und SEO: Wo liegt das Problem?
Wie auch an vielen anderen Stellen im aktuellen Sprachgebrauch dominieren online ebensoviele Inhalte mit maskuliner Sprachausrichtung. Eine Texterin, ein SEO-Experte und Online Redaktionen stehen gezwungenermaßen immer vor der Entscheidung, ob sie sich aktuellen Sprachentwicklungen (völlig zurecht) anpassen oder doch nur auf die maskulinen Begrifflichkeiten optimieren, da diese ein schier unendlich höheres Suchvolumen haben. Die Lücke zeigt sich nicht nur in den stark unterschiedlichen Suchvolumina, sondern auch in der Anzahl der indexierten Seiten.
Unser Beispiel zeigt, dass die Summe der indexierten Seiten zur Suchanfrage Grafikerin mit knapp über 737.000 Ergebnissen nur 0,3 Prozent der Ergebnissumme der maskulinen Variante (210.000.000) erreicht. Erstaunlich ist ebenso, dass die in Leipzig abgesetzte Suchanfrage Grafiker zu MyBusiness Einblendungen via Google Maps führte, während die weibliche Variante Videos als Special Content Result Block ausgespielt hat.
Auch der Blick in Google Trends bestätigt die Kluft zwischen der maskulinen Einzahl bzw. Mehrzahl gegenüber gendersensiblen Varianten. Im Schnitt lag der Anteil an femininen bzw. genderneutralen Suchbegriffen weit unter dem Suchinteresse an der maskulinen Form oder war so gering, dass Google es nicht einmal aufzeichnete.
Doch wie gehst du jetzt damit um? Es wäre müßig, darüber zu diskutieren, ob nun Google einfach nur zu träge lernt oder sämtliche Webseiten das Thema nur äußerst selten proaktiv umsetzen. Wenngleich das Bewusstsein beider Seiten zur genderneutralen Bezeichnung Grafiker*in zunimmt, müsste man aus rein wirtschftlichen und reichweitegenerierenden Gesichtspunkten auf die altbackene Sprachvariante optimieren.
So lange die WebseitenbetreiberInnen als auch Google nicht mehr zu diesem Thema veröffentlichen bzw. indexieren und die Nutzer:innen noch nicht gendergerecht googeln, beschneidest du dich in der Sichtbarkeit und Reichweite sehr stark, wenn du dich ausschließlich auf eine strikte Genderschreibweise festlegst.
Themenbereich in den Vordergrund stellen
Stelle das Thema oder die Leistung mehr in den Vordergrund als die handelnden Personen. Bei diesem Ansatz macht es beispielsweise Sinn, eher auf Grafikdesign statt auf GrafikdesignerIn zu optimieren. Zwar hat Grafikdesign mitunter etwas weniger Suchvolumen als Grafikdesigner, dennoch erreichst du so eine deutlich größere Anzahl an suchenden Nutzergruppen.
Genderneutrale Ausdrucksweisen wählen
Finde für deine Inhalte genderneutrale Begrifflichkeiten und Synonyme. Statt Chef oder Chefin können auch die Bezeichnungen Führungskreis oder Geschäftsleitung eingesetzt werden. Für Online Marketing Manager oder Sales Managerinnen eignen sich beispielsweise Personal im Online Marketing oder das Sales Management Team.
Symmetrischer Einsatz von Geschlechterbeispielen
Wie du sicher schon bemerkt hast, bemühen wir uns in unseren Artikeln um eine möglichst große Bandbreite an Genderschreibweisen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, maskuline, feminine und gruppenbezogene Beispiele explizit anzusprechen (s. erste Zeile Abschnitt 1.). Nur so kann sichergestellt werden, dass neben der bevorzugten sensiblen Ansprache auch Sichtbarkeit für die weit verbreiteten maskulinen als auch die weniger verbreiteten femininen Suchbegriffe generiert wird. Wir nutzen alle exisiterenden Genderschreibweisen auch an weniger prominenter Stelle, z.B. als Alt Tags bei Bildern.
Übermäßige Zeichensetzung vermeiden
Wir haben uns ebenso bewusst gegen Schreibweisen mit einem Schrägstrich (/) oder Sternchen (*) entschieden. Den Grund dafür liefert ein Blick in Googles Quality Guidelines. Google definiert qualitative Inhalte dahingehend, dass sich diese durch fehlerfreie Rechtschreibung und Ausdrucksweise auszeichnen. Übertriebene und falsche Zeichensetzung sind laut Google ein Indikator für eine geringere Seitenqualität. Zugegebenerweise wissen wir nicht genau, ab welcher Zeichenfolge so ein Fall eintritt, wir halten es aber insbesondere bei Schreibweisen mit Artikeln und Adjektiven für deutlich wahrscheinlicher. So könnte “ein/-e gute/-r Manager/-in” unter Umständen eher als unzureichende Grammatik eingestuft werden als die Merzahlansprache “gute ManagerInnen” mit Binnen-I oder einfach “gutes Management” oder “gut Managende”.
Der Klickstream Tipp
Um einerseits die Integration aller Geschlechter zu gewährleisten und andererseits keine Rankingnachteile bei Google zu erhalten, empfehlen wir das Gendern mit Doppelpunkt. Diese Schreibweise beinhaltet für Google sowohl das feminine als auch maskuline Geschlecht. Das Keyword Manager:in kann dir in diesem Fall Rankings für beide Varianten bescheren. Andere Konstellationen, wie bspw. Expert:in, welche nicht den kompletten männlichen Begriff innehaben, eignen sich in diesem Fall weniger gut. Achte daher wenn möglich auf eine gewisse Ausgewogenheit rankingkonformer Schreibweisen.
Wie sieht die Zukunft im gendergerechten SEO aus?
Bis neue Genderschreibweisen mit der gleichen Relevanz bisheriger Ausdrucksweisen Einzug in Google Rankings halten, wird noch ein ganzes Weilchen vergehen. Einserseits steht der Bewusstseinsprozess von Suchenden und WebseitenbetreiberInnen noch am Anfang und andererseits ist Googles Algorhitmus noch nicht so weit, gendergerechte Suchanfragen für indexierte maskuline Varianten ausreichend zu interpretieren. Wir werden den Prozess weiter beobachten und unsere Erkenntnisse den aktuellen Entwicklungen anpassen.
Bildnachweis: @Pexels; AutorIn: Tim Mossholder; ID 1722196 | @Pexels; AutorIn: Jean-Baptiste Burbaud; ID 1998251 | @Pexels; AutorIn: Pixabay; ID 265685 | @unsplash; AutorIn: Beth J; ID okUB5th8QtQ